Karoline Taferner

Im Carnuntum in Österreich ist aktuell auf vielen Weingütern ein Generationenwechsel im Gange. Nicht selten sind es junge Winzerinnen, die in die Fussstapfen ihrer Eltern treten. Eine davon ist Karoline Taferner. Sie hat das Weingut vor wenigen Monaten von ihrem Vater Franz übernommen. Mit vielen neuen Ideen und der gleichen Leidenschaft wie ihr Vater ist sie am Werk – und präsentiert Weine, die begeistern.

Fischer Weine - Karoline Taferner
Fischer Weine - Karoline Taferner

Die Winzerfamilie Taferner ist bekannt für ihre Zweigelt, kräftige Rotweincuvées und den Gelben Muskateller: eine Rebsorte, die für das Carnuntum eher untypisch ist, für welche Taferners jedoch weitherum bekannt sind – nicht zuletzt dank ihrem eigenen Muskateller-Klon. Karoline Taferner hat das Familienweingut Ende 2022 von ihrem Vater Franz übernommen. In dritter Generation gibt sie heute den Takt an und wird dabei von einem kleinen Team und der ganzen Familie unterstützt: Vater Franz ist als erfahrener Winzer unverzichtbar, Mutter Ilona betreut die Finanzen und Opa Franz sen. ist mit seinen 88 Jahren noch immer täglich am Traktor oder im Weingarten anzutreffen.

Oli Fischer hat Karoline Taferner an der Prowein getroffen und mit ihr über Römer, gutes Essen und Familienbusiness gesprochen.

Fischer Weine - Karoline Taferner
Fischer Weine - Karoline Taferner
Fischer Weine - Karoline Taferner
Fischer Weine - Karoline Taferner
Fischer Weine - Karoline Taferner

Karoline im Gespräch

Karoline, das Carnuntum ist bei uns eine eher unbekannte Weinregion. Kannst du uns die Region kurz vorstellen?

Das Carnuntum liegt nahe und südöstlich von Wien und ist das wärmste und kleinste Weinanbaugebiet in Niederösterreich. Rot- und Weissweine sind mengenmässig gleich vertreten, wobei unsere Region primär für Rotweine bekannt ist. Die Böden sind kalkhaltig und wir haben hier ein kontinentales Klima. Das Carnuntum zeichnet sich durch viele kleine Familienbetriebe aus, wobei sich alles um Göttlesbrunn dreht, eine kleine Ortschaft mit rund 1’000 Einwohnerinnen und Einwohner und sage und schreibe 23 Weingütern! Obwohl das Carnuntum erst seit den 1990er-Jahren ein eigenständiges Anbaugebiet ist, hat es sich international bereits einen Namen gemacht. Toll an der Region ist, dass wir unter den Weingütern einen sehr guten Zusammenhalt haben und jetzt mit der neuen Generation viele Winzerinnen am Start sind. Das macht grossen Spass.

 

Die Stärke von Österreich: die kleinen, familiengeführten Weingüter.

Woher kommt der spezielle Name der Weinregion? «Carnuntum» tönt nicht sonderlich österreichisch…

Der Name stammt aus der Römerzeit. Damals war hier in der Gegend das gleichnamige römische Legionslager. Ausgrabungen zeigen, dass im Carnuntum bereits vor 2000 Jahren Wein angebaut wurde, welchen die Römer von Italien mitbrachten.

 

Was schätzt du an eurem Familienbetrieb und dem Weinland Österreich?

Nach meinem Weinbau- und Oenologie-Studium in Wien habe ich in Neuseeland und Australien auf drei Weingütern gearbeitet. Das war eine sehr bereichernde Zeit und ich habe viel gesehen, was ich in Österreich nicht erlebt hätte. Ich war dort in grossen Betrieben tätig und habe gemerkt, dass das nicht zu mir passt. Ich fühle mich in einem kleinen Betrieb wohl. Und da sehe ich auch die Stärke von Österreich: die kleinen, familiengeführten Weingüter. Ähnlich wie die Schweiz können wir preislich und mengenmässig nicht mit den globalen Playern mithalten. Wir punkten mit Qualität, Nachhaltigkeit und Handarbeit.

 

Du bist seit 2015 in eurem Familienweingut tätig und hast den Betrieb Ende 2022 übernommen. Was hat sich alles verändert, seit du Zuhause arbeitest?

Die grössten Veränderungen haben sicherlich im Keller stattgefunden. Dort konnte ich von Anfang an meine Ideen einbringen. So erfolgt heute beispielsweise die Gärung bei immer mehr Weinen spontan, sie bleiben länger auf der Hefe und die Rotweine werden nicht mehr filtriert. Damit möchte ich beim Wein die lagenspezifischen Merkmale noch stärker hervorheben.

 

Inwiefern unterscheidest du dich bei der Arbeit als Winzerin von deinem Vater? Was machst du anders als Franz?

Ich würde sagen, dass ich im Grundsatz entspannter und ruhiger bin. Franz steht bei der Arbeit mehr unter Strom als ich. Bei der Weinbereitung habe ich sicherlich neue Impulse wie Spontangärung und Gravitation eingebracht, wo mein Vater eher noch ein wenig klassischer unterwegs ist.

 

Wie läuft die Arbeit in einem Zwei- resp. Dreigenerationenbetrieb? Kommt es da wegen unterschiedlichen Meinungen nicht ab und an auch zu Differenzen?

Am Anfang war das sicher am schwierigsten, da ich voll motiviert mit vielen neuen Ideen nach Hause zurückkam und diese alle sofort umsetzen wollte. Auch mein Vater hatte grossen Respekt vor dieser Zeit, da er die letzten 30 Jahre ja alles allein gemacht und entschieden hat. Die meisten Diskussionen gab es jeweils in der hektischen Zeit der Lese. Von Vorteil ist sicher, dass wir beide nicht nachtragend sind. Aber wir haben uns gut aufeinander abgestimmt und sind inzwischen ein gut eingespieltes Team.

Am Schluss wollen wir ja beide das Gleiche: ein gutes Produkt. Dafür ziehen wir am selben Strang. Die Hilfe und Erfahrung meines Vaters sind nach wie vor sehr wichtig und wertvoll. Ich schätze das sehr und arbeite gerne mit ihm zusammen.

 

Was ist deine Lieblingsarbeit in deinem vielseitigen Beruf?

Das ist einfach, die Weinlese. Genauer gesagt, die Arbeit im Keller während der Weinlese. Es ist die intensivste, aber auch schönste Arbeit für mich. 2017 habe ich drei Weinernten in einem Jahr erlebt, mein Traum. Den Wein von der Traube bis zur Flasche zu begleiten, dabei die verschiedenen Schritte zu optimieren, um am Ende das Beste aus dem Weingarten in die Flasche zu bringen.

Aber auch den Rest des Jahres in der Natur zu arbeiten, die Veränderungen im Weingarten im Laufe des Jahres zu beobachten. Auch das Verkosten unserer Weine und die Feedbacks unserer Kundinnen und Kunden sind immer besondere Momente.

Meine Lieblingsarbeit? Die Weinlese. Genauer gesagt, die Arbeit im Keller während der Weinlese. Es ist die intensivste, aber auch schönste Arbeit für mich.

 

Und was magst du am wenigsten?

Auch einfach, das Flaschenabfüllen. Es ist eine monotone, stressige und laute Arbeit am Fliessband. Ich bin froh, dass Franz diese Arbeit gerne mit unseren Mitarbeitern macht, sonst hätte ich die Abfüllung, wie viele Betriebe, schon ausgelagert.

 

Was machst du, wenn du dich mal nicht mit Wein und Weinmachen beschäftigst?

Das gibt es nicht so oft. Nebst der Arbeit auf dem Weingut bin ich häufig unterwegs an Weinpräsentationen, Verkostungen oder Messen. Aber ich mache gerne Sport. Und ich liebe gutes Essen – mit Weinbegleitung natürlich 😊. Am liebsten lasse ich mich da jeweils überraschen und mir die Weine blind einschenken.

 

Letzte Frage: Wo steht das Weingut Taferner in fünf Jahren? Gibt es Projekte und Vorhaben, die du dir zum Ziel gesetzt hast?

Mein Vater und ich haben im Grundsatz den gleichen Weingeschmack, von daher geht es mit den Taferner-Weinen in der gewohnten Richtung weiter. Mir sagt auch unsere aktuelle Betriebsgrösse zu, die möchte ich so beibehalten. Aktuell setzen wir 90 % der Weine in Österreich ab. Mein Ziel ist es daher, den Exportanteil etwas auszubauen. Auch um das Absatzrisiko auf mehrere Märkte verteilen zu können. Ich finde die Märkte USA, Kanada und Australien spannend. Hierfür ist es sicher von Vorteil, dass unsere Weine seit dem Jahrgang 2019 biozertifiziert sind. Zudem finde ich Naturweine interessant und kann mir vorstellen, vielleicht mal eine eigene Naturwein-Linie zu lancieren.

Weine vom Weingut Taferner

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