Fabien Dauvissat
Die Leidenschaft für das Handwerk des Winzers kam bei Fabien Dauvissat spät – dafür dann aber umso stärker. Heute führt er das Familienweingut im Herzen des Chablis in dritter Generation und fokussiert sich bewusst auf seine Kernkompetenz: Chardonnay.
Die Domaine Dauvissat ist ein klassischer Familienbetrieb in der Region Chablis. Fabien Dauvissat hat das Weingut 2009 von seinem Vater Jean übernommen. Seither ist in Sachen Qualität und Nachhaltigkeit nochmals viel gegangen.
Anna und Oli Fischer haben Fabien Dauvissat an der Vinexpo in Paris getroffen und mit ihm über biologischen Anbau, Auslandaufenthalte, Lieblingsarbeiten und seinen Weg zum Winzer gesprochen.
Fabien im Gespräch
Fabien, wie gross ist euer Betrieb und was produziert ihr für Weine?
Unser Weingut umfasst 24 Hektar und fokussiert sich komplett auf die Kernkompetenz von Chablis: Chardonnay. Die Region besteht ja aus vier Chablis-Appellationen: Petit Chablis, Chablis, Premier Cru und Grand Cru. Wir produzieren sieben verschiedene Chablis-Weine aus allen Appellationen, ausser aus dem Grand Cru. Dort haben wir (noch) keine Rebflächen 😊.
Was verbindest du mit Chablis?
Ich liebe die Chablis-Region. Hier bin ich aufgewachsen, es ist meine Herkunft und meine Identität. Als junger Mann wollte ich in die grosse weite Welt hinaus, nach Amerika. Doch dann kam mir die Liebe in die Quere: Ich habe meine jetzige Frau kennengelernt und bin Zuhause geblieben. Das habe ich nie bereut. Fast nicht, denn die Vorstellung ein bisschen besser Englisch sprechen zu können, wäre schon schön.
Ich liebe die Chablis-Region. Hier bin ich aufgewachsen, es ist meine Herkunft und meine Identität.
Du hast das Weingut vor 15 Jahren von deinem Vater Jean übernommen. Wie hat er dich in Bezug auf dein Tun beeinflusst?
Mein Vater hat mich schon immer in den Weinbergen arbeiten lassen. Als kleiner Junge hat mir das jedoch nie Spass gemacht. Er hat mir immer gesagt, dass sich das schon noch ändern wird und ich freiwillig in seine Fussstapfen treten werde. Damals habe ich ihm nicht geglaubt. Aber ganz offensichtlich hatte er recht.
Ja, es scheint so. Später hast du Önologie studiert. Was hat dich denn dazu bewegt?
Ehrlich gesagt wusste ich einfach nicht, was ich sonst studieren oder arbeiten sollte. Also habe ich mit dem Önologie-Studium begonnen. Und, ganz unerwartet, hat es mich bereits ab dem 1. Semester komplett gepackt. Ab dann entwickelte sich meine Leidenschaft für Wein.
Nachhaltigkeit und biologischer Anbau sind dir wichtig, euer Betrieb ist bio-zertifiziert. Seit wann und wieso?
Eigentlich sind wir sogar biodynamisch. Naturnaher Weinbau war mir schon immer wichtig. Daher arbeiten wir bereits seit 2014 komplett biologisch. Ab 2019 fingen wir dann an, den Betrieb offiziell für das Bio-Label umzustellen. Seit 2022 sind wir bio-zertifiziert, das heisst, die Weine ab Jahrgang 2022 kommen mit dem Bio-Label auf den Markt. Und ab dem Jahrgang 2024 wird unser gesamter Betrieb auch biodynamisch zertifiziert sein.
2022 hast du die Etiketten eurer Weine überarbeitet. Was war der Grund?
Ich bin der Meinung, dass die Etikette den Charakter des Weins und die Arbeitsweise des Winzers widerspiegeln sollte. Das kam für mich bei unseren früheren Etiketten zu wenig zum Ausdruck. Daher haben wir sowohl die Etiketten als auch unsere Website neu gestaltet. Wir arbeiten biologisch, mit Terroir und viel von Hand. Unsere Weine sind eigenständig und haben viel Persönlichkeit. Ich finde, das zeigen unsere neuen Etiketten nun gut auf.
Ich finde, dass die Etikette den Charakter des Weins und die Arbeitsweise des Winzers widerspiegeln sollte.
Was gefällt dir an deinem Beruf als Winzer am besten?
Ganz klar die Abwechslung. Als Winzer bist du ein Allrounder: Wenn ich im Rebberg stehe und die Böden genauer analysiere, bin ich Geologe. Ich muss das Wetter genau beobachten wie ein Meteorologe. Ich studiere die Pflanzen und Reben wie ein Biologe. Im Keller überwache ich die natürlichen Vorgänge bei der Gärung und Weinbereitung, wie ein Chemiker. Über alles hinweg gesehen habe ich die Verantwortung für meine Mitarbeitenden und den ganzen Betrieb. Dann bin ich genauso Ökonom und Unternehmer. Diese Abwechslung finde ich einzigartig.
Als Winzer bist du ein Allrounder. Dies Abwechslung in unserem Beruf finde ich einzigartig.