Bruno le Breton
Die Weine der Domaine de la Jasse sind Klassiker und absolute Dauerbrenner. Bruno le Breton ist der Mann hinter dem Wein. Urs Fischer spricht mit ihm über Nachhaltigkeit und «das Weingut als Familiensache».
Nach seinem Oenologie-Studium in Toulouse und verschiedenen beruflichen Stationen kam Bruno le Breton 1995 auf die Domaine de la Jasse – und blieb. 2008 konnte er das Weingut übernehmen und entwickelt es seither nach seinen Vorstellungen weiter.
Urs Fischer hat im Winzergespräch mit Bruno le Breton hinter die Kulissen geschaut und mit ihm über «die grosse Familiensache» und Herausforderungen gesprochen.
Bruno im Gespräch
Bruno, kannst du uns dein Weingut in zwei, drei Sätzen kurz vorstellen?
Die Domaine befindet sich ganz im Süden Frankreichs in Combaillaux, nahe Montpellier. Unsere Rebberge liegen auf den letzten Ausläufern des Massif Central. Die thermischen Winde vom Meer und die Feuchtigkeit aus den Hügeln sorgen für ideale klimatische Voraussetzungen für den Weinbau.
Ein eigenes Weingut wird schnell zur Familiensache. Die Kinder wuchsen automatisch mit hinein und entwickelten ein Interesse an der Thematik.
Im Jahr 2008 hast du das Weingut übernommen. Was hat sich seither am meisten verändert?
Mit dem Kauf wurde meine Arbeit und die Domaine zur «Familiensache». Wir haben sehr viel investiert – in die Umgebung, die Rebberge und in die Biodiversität. Die gesamtheitliche und nachhaltige Ausrichtung des Betriebes ist die Grundlage für die Weitergabe an die nächste Generation.
Apropos nächste Generation: Seit Juni 2017 arbeitet deine Tochter Morgane auf dem Weingut mit. Ihr Einstieg hat sich also abgezeichnet? Und was ist ihre Rolle?
Der Kauf des Weinguts ergab sich für mich überraschend. Von daher wurden unsere Kinder auch nicht darauf «vorbereitet». Aber eben: ein eigenes Weingut wird schnell zur Familiensache und so wuchsen die Kinder automatisch mit hinein und entwickelten ein Interesse an der Thematik, was mich natürlich sehr freut und glücklich macht. Morgane betreut heute den Bereich Marketing, Kommunikation und Nachhaltigkeit. Sie ist ebenfalls für die Kundenbetreuung und ein gutes Einvernehmen mit unseren Nachbarn verantwortlich.
Mit dem Eintritt von Morgane gab es eine ganz andere Dynamik mit sehr viel neuer Energie und neuen Ideen. Aus der Familiensache ist also eine grosse Familiensache geworden. 😉
Du hast noch zwei weitere Kinder. Sind auch sie im Weinbereich tätig?
Unsere zweite Tochter Solenn absolvierte ihr Studium in Politikwissenschaften und arbeitet heute in einer internationalen Kommunikationsagentur in Paris – ihre berufliche Zukunft liegt wohl auch dort. Und unser Sohn Maël studiert Agronomie in Lyon und möchte später noch einen Abschluss in Oenologie machen. Gut möglich, dass ihn sein Weg eines Tages ebenfalls zurück in unseren Familienbetrieb führt.
Was hat sich seit dem Eintritt von Morgane verändert? Was sind die Vorteile und vielleicht auch die Herausforderungen eines Zweigenerationenbetriebs?
Tatsächlich gab es eine ganz andere Dynamik mit sehr viel neuer Energie und neuen Ideen. Nebst Morgane engagiert sich auch meine Frau seit ein paar Jahren immer mehr und mehr im Betrieb. Aus der Familiensache ist also eine grosse Familiensache geworden. 😉 Die Herausforderung für uns besteht darin, eine Struktur und Trennung zwischen Privat- und Geschäftsleben hinzubekommen. Und wie man sich vielleicht vorstellen kann, ist das nicht immer ganz einfach.
Warum macht ihr als Weingut in Südfrankreich – eine Region, welche für eine unglaubliche Rebsortenvielfalt wie Carignan, Grenache, Mourvèdre etc. bekannt ist – typische Bordeaux-Blends?
Mein Vorgänger und Gründer der Domaine war ein Liebhaber von klassischen Bordeaux-Weinen und insbesondere von Cabernet Sauvignons aus warmen Gegenden. Entsprechend baute er in den 1960er- und 1970er-Jahren Reben an. Heute sind diese Rebstöcke mit rund 50 Jahren im besten Alter und ergeben charakterstarke, tiefgründige Weine. Daher machen sie nach wie vor den Grossteil unserer Weinberge aus.
Naturschonende und umweltbewusste Produktion ist euch wichtig. Warum sind eure Weine dann nicht bio-zertifiziert?
Uns ist eine nachhaltige Arbeitsweise enorm wichtig, wir haben uns in den vergangenen Jahren auch diesbezüglich zertifizieren lassen (u.a. ISO 26000 und «Terra Vitis»). Nachhaltigkeit umfasst nebst ökologischen auch soziale und wirtschaftliche Aspekte – und diesen wird meiner Meinung nach mit dem Bio-Zertifikat zu wenig bis gar nicht Rechnung getragen. Und auch aus ökologischer Sicht gilt es nebst dem geregelten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auch Wasserressourcen zu schonen, die Biodiversität zu fördern und so die natürliche Abwehr der Reben zu stärken. Unser Betrieb beispielsweise umfasst 200 Hektar, davon ist lediglich ein Viertel mit Reben bestückt. Die restliche Fläche umfasst Wald und Getreidefelder sowie Buschland, was für eine perfekte Balance und Biodiversität sorgt.
Nachhaltigkeit umfasst nebst ökologischen auch soziale und wirtschaftliche Aspekte
Was sind deine Pläne für die Zukunft? Wo siehst du die Domaine de la Jasse in zehn Jahren?
Ich hoffe, dass wir in zehn Jahren unsere Modernisierung im Keller weiter vorangetrieben haben und auch für die Arbeiten im Rebberg stehen weitere Investitionen an, wie beispielsweise neue Maschinen und Traktoren. Die grösste Aufgabe sehe ich jedoch in der Suche nach anderen Rebsorten, die resistenter sind gegen Krankheiten und einen geringeren Wasserverbrauch haben. So haben wir letztes Jahr bei uns die weisse Traubensorte Floréal gepflanzt, die als ziemlich krankheits- und mehltauresistent gilt. Denn nur so können wir den veränderten klimatischen Gegebenheiten, ökologischen Anforderungen und der Nachfrage des Marktes gerecht werden.
Die grösste Aufgabe sehe ich in der Suche nach anderen Rebsorten, die resistenter sind gegen Krankheiten und einen geringeren Wasserverbrauch haben.