Adrian Hartmann
Adrian Hartmann betreibt seit drei Jahren sein eigenes Weingut in Oberflachs. Der Weinmacher im Gespräch mit Urs Fischer über die Selbstständigkeit, seine Werte sowie seine Zukunftspläne und die Herausforderungen des Alltags.
Adrians Weingut ist ein junger Betrieb im aargauischen Oberflachs. Der Winzer und Oenologe Adrian Hartmann hat das Weingut 2015 von seiner Cousine Susanne Birchmeier übernommen und sich mit dem eigenen Weingut einen langersehnten Traum erfüllt. Er bewirtschaftet seine Reben im Schenkenbergertal mit viel Handarbeit und Enthusiasmus. Adrians Weingut – eine spannende Deutschschweizer Neuentdeckung und ein wahrer Geheimtipp.
Urs Fischer hat Adrian Hartmann in Oberflachs besucht und ihm ein paar Fragen gestellt.
Adrian im Gespräch
Adrian, 2015 hast du den Betrieb in Oberflachs von deiner Cousine übernommen und dich mit Adrians Weingut selbstständig gemacht. Wie hast du den Wechsel vom angestellten Kellermeister zum selbstständigen Winzer und somit auch zum Unternehmer erlebt? Was war die grösste Umstellung und Herausforderung?
Das Ganze war sehr spannend. Ich habe von Anfang an gespürt, dass die Übernahme des Betriebs DIE Chance wird für mich. Ich hegte schon lange den Traum von einem eigenen kleinen Weingut. Die grössten Herausforderungen waren die rechtlichen und administrativen Formalitäten sowie die exakte Planung des Übergangsjahres 2016. Ich habe die Umstellung aber sehr genossen, schliesslich durfte ich jetzt Unternehmer werden und meine Zukunft selber aktiv gestalten.
Ich habe von Anfang an gespürt, dass die Übernahme des Betriebs DIE Chance wird für mich.
Stell uns dein Weingut bitte kurz vor, damit wir uns ein Bild von der Grösse und Organisation des Betriebes machen können.
Das Weingut umfasst vier Hektar Reben. Der Betrieb liegt am Dorfrand von Oberflachs direkt neben dem Rebberg. Zum Weingut gehören Räumlichkeiten für den Verkauf, die Flaschenlagerung und eine Remise für die Rebberg-Maschinen sowie unsere Wohnung. Für die Vinifikation bin ich im Weinkeller meines Bruders in Schinznach eingemietet. Ich habe das Glück, dass meine Cousine Susanne Birchmeier und ihr Ehemann Stefan im Stundenlohn für mich weiterarbeiten. Je nach Bedarf sind das bis zu drei Tage die Woche. So habe ich sehr gut ausgebildete Fachkräfte, welche den Betrieb bestens kennen. In einem guten Jahr produziere ich 15‘000 – 20‘000 Flaschen.
Ist ein Weingut mit einer Grösse von vier Hektar in der Schweiz eine gute Existenzgrundlage?
Ja. Wenn die gesamte Ernte als Flaschenwein vermarktet werden kann und der Betrieb so organisiert ist, dass er ohne Festangestellte auskommt, ist es für einen Familienbetrieb eine gute Grundlage.
Du bist im Moment mitten in der Umstellung zum biodynamischen Weinanbau. Was hat dich zu dieser Anbauart bewegt?
Bereits vor mehreren Jahren wuchs in mir der Wunsch, biodynamischen Weinbau zu betreiben. Ich möchte den Rebberg ganzheitlich betrachten, den Boden schonen, ein ausgewogenes und nicht zu üppiges Wachstum der Reben erreichen, die natürliche Widerstandskraft der Rebe gegen Krankheit stärken und gleichzeitig hochwertige Weine produzieren. Zur Erreichung dieser Ziele ist der biodynamische Weinbau für mich der richtige Weg. Ich befinde mich erst am Anfang, freue mich aber riesig wieder vermehrt zu lernen, die Natur und insbesondere die Reben stärker zu spüren.
Was sind die Herausforderungen bei einer solchen Umstellung und per wann bietest du deine Weine biologisch-dynamisch an?
Die grösste Herausforderung ist die Umstellungsphase und dabei insbesondere die Bekämpfung des Mehltaus. Das braucht manchmal schon Nerven, vor allem wenn das Wetter im Sommer sehr feucht ist, so wie 2016. Da hatte ich auch Ernteeinbussen. Ich bin aber froh, dass ich nicht aufgegeben habe. Es macht einfach Spass, den Reben und dem Boden neue natürliche Widerstandskraft zu geben. Das geschieht durch die biodynamischen Präparate und durch die Berücksichtigung des Mondkalenders. Der Mond und die Planeten haben einen grossen Einfluss auf unsere Erde. Was für grosse Kräfte das sind, zeigen uns Ebbe und Flut.
Die Umstellung auf Demeter dauert drei Jahre. Während der Umstellungsphase kennzeichne ich meine Weine nicht speziell, sämtliche Richtlinien werden aber bereits seit dem Umstellungsjahr eingehalten und auch kontrolliert. Ab dem Jahrgang 2019 sind meine Weine dann mit Demeter gekennzeichnet.
Der Mond und die Planeten haben einen grossen Einfluss auf unsere Erde. Was für grosse Kräfte das sind, zeigen uns Ebbe und Flut.
Was ist dein Ziel mit Adrians Weingut? Wo siehst du deinen Betrieb in zehn Jahren?
Primär möchte ich die bestmögliche Weinqualität aus diesen tollen Reblagen herausholen und Spass bei der Arbeit haben. Momentan strebe ich keine Betriebsvergrösserung an, aber man weiss nie, was die Zukunft bringt. Das Sortiment soll bei je vier bis fünf Weiss- und Rotweinen bleiben. Mein Ziel ist es, die biodynamische Arbeitsweise zu vertiefen und den Rebberg noch vielfältiger zu gestalten
Es macht einfach Spass, den Reben und dem Boden neue natürliche Widerstandskraft zu geben.