John Matta

John Matta ist seit mehr als einem halben Jahrhundert im Weingeschäft tätig und gehört zu den besten Winzern Italiens. Im Gespräch mit Urs Fischer erzählt er über seine Leidenschaft zum Wein, seine Wurzeln, Gemeinsamkeiten mit der Queen, Tschernobyl und wie man «unverhofft» zum Hotelier wird.

Fischer Weine - John Matta
Fischer Weine - John Matta

John Mattas Vater wanderte von Italien nach Grossbritannien aus und startete in London einen Weinimport. Bis 1966 verbrachte John seine Kindheit und Jugend in England, was ihn bis heute prägt. Nach einem einjährigen Praktikum in Nuits-Saint-Georges und seinem Oenologiestudium an der «Scuola Enologica» in Alba startete John 1970 auf dem familieneigenen Weingut Castello Vicchiomaggio in Greve. Und dort ist er heute, 51 Jahre später, immer noch tagtäglich voller Leidenschaft und Tatendrang bei der Arbeit. Im Gespräch mit Urs Fischer erzählt der vierfache italienische «Winemaker of the year», wie er die Arbeit als Winzer versteht, wie das Familienunternehmen mit seinen vier Kindern funktioniert und wie die Zusammenarbeit mit Fischer Weine vor 35 Jahren ihren Anfang fand…

Fischer Weine - John Matta
Fischer Weine - John Matta
Fischer Weine - John Matta
Fischer Weine - John Matta
Fischer Weine - John Matta
Fischer Weine - John Matta

John im Gespräch

John, du stammst aus einer Weinhandelsfamilie. Dein Vater wanderte nach London aus und startete 1921 als Weinimporteur, 1964 erwarb er das Castello Vicchiomaggio in der Toscana. War dein Weg ins Weinbusiness und zum Winzer schon früh klar?

Ja. Unsere Familie hatte schon immer in irgendeiner Form mit Wein zu tun. Von daher war es für mich auf eine sehr natürliche Art und Weise schon sehr früh klar, dass ich ebenfalls in diesem Bereich tätig sein möchte.

 

Kannst du uns Castello Vicchiomaggio in drei Sätzen kurz beschreiben?

Wir sind ein familiengeführtes Unternehmen und mit 36 Hektar (davon 25 Hektar Chianti Classico DOCG und 11 Hektar Toscana IGT) für das Chianti ein mittelgrosses Weingut. Unser Weinsortiment und unsere Philosophie basieren auf Cru-Weinen: Wir bestocken und bearbeiten die einzelnen Rebberge sehr individuell und vinifizieren diese auch separat. So spiegelt unser Weinsortiment die verschiedenen Weinstile wider, welche in unseren verschiedenartigen Reblagen gedeihen, wie beispielsweise der San Jacopo, der Agostino Petri Riserva oder der La Prima und Il Bolle.

 

Du führst seit über 50 Jahren erfolgreich ein Weingut, deine Weine zählen seit Jahrzehnten zu den besten der Region und du gehörst als vierfacher italienischer «Winemaker of the year» zur ersten Liga der italienischen Winzer. Was ist dein Erfolgsgeheimnis?

Es ist weniger ein Geheimnis als vielmehr die Einstellung, die Dinge, die man macht, richtig zu machen. Den Rebbergen gilt meine volle Aufmerksamkeit. Denn das ist, was ich immer wieder sage und was die Leute oftmals vergessen: Der Wein wird in den Rebbergen gemacht und nicht im Keller. Dementsprechend haben die Arbeiten im Weinberg sehr, sehr sorgfältig zu erfolgen. Denn nur mit guten Trauben erreichst du gute Weinqualität. Das ist seit jeher meine Überzeugung.

Den Rebbergen gilt meine volle Aufmerksamkeit. Denn was die Leute oftmals vergessen: Der Wein wird in den Rebbergen gemacht und nicht im Keller.

Wir arbeiten bereits seit 35 Jahren zusammen. Der Erstkontakt erfolgte damals noch durch Sepp Fischer (3. Generation Fischer Weine). Weisst du noch, wie die Zusammenarbeit zustande kam?

Ja, da erinnere ich mich noch gut. Dein Vater und Onkel haben unsere Weine auf einer Toscana-Reise entdeckt und uns danach kontaktiert. Kurz darauf besuchten sie uns auf dem Weingut in Greve. Wir handelten den «Deal» aus, dass ich sie im Gegenzug in Sursee besuche, damit ich die Weinhandlung kennenlerne. Das war am 29. April 1986. Dieses Datum werde ich nie vergessen, da es drei Tage nach der Katastrophe von Tschernobyl war.

 

Ab 2010 sind deine Kinder nach und nach in den Betrieb eingestiegen. Wie verlief der Übergang in einen Zweigenerationen-Betrieb? Gab es Schwierigkeiten?

Nein, ich habe das gar nicht als schwierig empfunden. Der Einbezug der Kinder in das Family-Business verlief eigentlich ziemlich glatt, was wohl auch damit zu tun hat, dass jede und jeder von uns gewisse Bereiche verantwortet: Das Winemaking ist nach wie vor mein Bereich, den ich zusammen mit meinem Sohn Sebastian, studierter Oenologe, betreue. Meine Tochter Victoria verantwortet die Administration sowie den Export. Federica und Delfina sind für das Agriturismo zuständig, leiten das Restaurant, die Hotellerie und Gästebetreuung.

 

Genau, ihr führt seit vielen Jahren sehr erfolgreich ein Hotel mit Restaurant. Wie kam es dazu?

Das ist ein wenig aus der Not heraus geborgen. Es war nicht so, dass ich schon immer unbedingt ein Agriturismo betreiben wollte. Aber wir leben und arbeiten in einem grossen Castello mit sehr vielen Räumen. Da war die Frage, was machst du damit? Du kannst das Castello nicht einfach leer stehen lassen. So hat das eine zum anderen geführt. Wir haben 1985/86 mit drei Gästezimmern sehr klein angefangen und dann in den darauffolgenden Jahren nach und nach weitere Räumlichkeiten und den Aussenbereich renoviert. Heute haben wir 16 schöne Zimmer und ein eigenes Restaurant. Und aufgrund der historischen Räumlichkeiten und der schönen Lage mit Blick über das ganze Tal ist das Castello auch eine beliebte Location für Hochzeitsfeier.

 

Castello Vicchiomaggio kann man als dein Lebenswerk bezeichnen. Du hast es in den letzten Jahrzehnten unwahrscheinlich weiterentwickelt. Kommt die Zeit, in der du kürzertreten möchtest? Kann man das nach einer so langen und intensiven Zeit überhaupt?

Wenn man als passionierter Weinmacher auf einem Weingut lebt, dann kann man nicht einfach so aufhören. Ich glaube, ich werde hierbleiben und mitwirken, bis ich irgendwann mal in meinen Rebbergen zusammenbreche (lacht). Wir leben in einer solch wunderschönen Gegend, welche von Leuten aus der ganzen Welt besucht wird. Da habe ich nicht das Bedürfnis wegzugehen. Andere Leute spielen Golf. Ich habe nichts gegen Golf, aber ich sage mir, warum soll ich Golf spielen, wenn ich in meinen Rebbergen spazieren gehen kann und dabei sehe, wie sich die Reben entwickeln und gedeihen?

Wenn man als passionierter Weinmacher auf einem Weingut lebt, dann kann man nicht einfach so aufhören.

Noch eine letzte Frage: Seit 1970 lebst und arbeitest du auf Castello Vicchiomaggio, deine Kindheit und Jugend verbrachtest du jedoch in London. Was an dir – ausser deinem wunderschönen «british english» – ist typisch britisch?

Ich ging zwar schon früh weg von London, aber sicherlich gibt es einige Charakterzüge und Eigenheiten, die ich von Grossbritannien mitgenommen habe. Meine britische Seite kommt beispielsweise deutlich zum Vorschein, wenn ich irgendwo für ein Ticket oder Ähnliches anstehe. Das korrekte «In-einer-Reihe-stehen», ist definitiv nicht italienisch. Und dann bin ich wahrscheinlich vom Charakter in gewissen Situationen ein wenig ruhiger und gesammelter als ein «Durchschnittsitaliener». Und wie die Queen trinke ich gerne eine Tasse Tee. Ich brauche jeden Morgen eine Tasse sehr starken «English Tea», den ich mir jeweils in England besorge. Es sind also einige kleine Sachen, nichts Dramatisches.

Weine von Castello Vicchiomaggio

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