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Déjà-vu in Madrid: auf der Suche nach dem grossen Bruder

7. November 2018

Déjà-vu in Madrid: auf der Suche nach dem grossen Bruder

Urs Fischer und Fabian Kohler unterwegs in Spanien. Die zwei Männer haben ein Ziel: sie selektionieren ihren eigenen Wein. Urs Fischer nimmt Sie mit auf einen Kurztrip nach Spanien.



Und wieder einmal sitze ich in Madrid am Flughafen und lasse die zwei letzten Tage Revue passieren. Ich war mit Fabian Kohler, unserem Weinberater Gastronomie, für unser neustes Calatayud-Projekt «Oronta Special Selection» unterwegs.

Da war (m)eine Idee...

Den Oronta aus der Weinregion Calatayud führen wir seit rund drei Jahren im Sortiment. Ein toller Wein, der ungewöhnlich viel Trinkgenuss für wenig Geld bietet. Bei meinem Besuch der Bodegas Breca im Februar 2017 hat mir der Besitzer Jorge Ordoñez seine Rebberge gezeigt (siehe Reisebericht von damals). Sie sind das eigentliche Juwel der Kellerei: alte, knorrige Stöcke, darunter Parzellen mit Rebstöcken, die direkt nach der Reblausinvasion* im Jahr 1900 gepflanzt wurden. Und genau um den Wein aus diesen alten Parzellen geht es mir. Seit meinem Besuch von damals stelle ich mir für unseren Oronta einen grossen Bruder vor, der exakt von diesen Rebbergen stammt.
Jorge davon zu überzeugen, für uns aus diesen alten Garnacha-Trauben eine eigene Cuvée zu kreieren dauerte allerdings fast zwei Jahre. Diesen Spätsommer haben wir uns schlussendlich geeinigt. Gemeinsam haben wir ein neues Etikett entwickelt, dass dem noblen und kräftigen Wein gerecht werden soll. Und jetzt sind wir endlich hier in Munebrega, einem kleinen Ort ca. zwei Autostunden nordöstlich von Madrid, um gemeinsam unseren «Oronta Special Selection» zu selektionieren.

Vom harten Dasein zum wahrgewordenen Traum

Kaum angekommen geht es mit Jorge und dem Oenologen Diego in die Rebberge, um auch Fabian zu zeigen, wo der Wein herkommt. Jetzt Anfang September sehen die Rebberge wunderschön aus: trotz des heissen und trockenen Wetters präsentieren sich die Parzellen in sattem Grün und die Trauben haben bereits ihre schöne dunkelblaue Farbe. Bei Jorge Ordoñez wird nicht bewässert. Die Trauben müssen also tief wurzeln, um selber ans Wasser zu kommen. Hier in den steinigen Böden aus Schiefer und Lehm hat der Rebstock ein hartes Dasein. Zudem liegen die besten Lagen auf 900 bis 990 Meter über Meer, das dürfte wohl eine der höchsten Garnacha-Lagen in ganz Europa sein. In dieser Höhe geht die Ernte der alten Stöcke bis in den Oktober hinein. Und bei einem Ertrag von gerade mal 200 – 300 Gramm pro Quadratmeter gibt es pro Rebstock eine einzige Flasche. Diese alten, kleinbeerigen Garnacha-Klone und der tiefe Ertrag – das ist der Stoff, aus dem Träume gemacht werden!

Selektion aus den besten Fässern – Power trifft Eleganz

Für die Cuvée-Selektionierung stehen uns verschiedene Muster aus einzelnen Tanks und Barriques zur Verfügung. Wie erwartet sind alle Weine in einer tiefdunklen Farbe. Das rührt von den sehr kleinbeerigen alten Garnacha-Klonen. In diesem Fall hat bei der Maischegärung wenig Saft mit viel Haut Kontakt, was eine dunkle Farbe ergibt. In der Nase haben die Weine viel Frucht, Anklänge von Schokolade sowie würzige und erdige Noten, am Gaumen sind sie dicht, stoffig und mächtig. Die Grundweine haben alle einen Alkoholgehalt von 15 bis über 16 Volumenprozent. Daher haben wir bei der Selektion viel Wert darauf gelegt, trotz des hohen Alkoholgehalts einen eleganten Wein zu cuvettieren: Frische Säure und weiche Gerbstoffe stützen den Alkohol und machen den Wein elegant, aber auf keinen Fall plump oder gar süss. Nach über drei Stunden harter Selektion haben wir unsere Cuvée aus den besten Fässern endlich zusammen, unsere Special Selection ist geboren!

Zusammen mit Jorge und seinem Team haben wir selbstverständlich noch mit und auf den Oronta Special Selection angestossen. Und auch dieses Mal erlebten wir ein kulinarischen Erlebnis «at its best»: In einem unscheinbaren Restaurant im Dorf haben wir hervorragende regionale Küche genossen und den Oronta Special Selection in Kombination mit Wildspezialitäten wie Pilzen, Wildsau, Hirsch, Rebhuhn und Hase genossen.

 

Urs Fischer, im Oktober 2018

*Reblausinvasion: Zerstörung der Rebberge durch die aus Amerika eingeschleppte Reblaus Ende des 19. Jahrhunderts. Ein Grossteil der europäischen Rebbergbestände musste neu angepflanzt werden.

Die Weine

Das Weinsortiment der Bodegas Breca finden Sie in Fischers WEINLADEN und in unserem Webshop.